Geschlecht als Kategorie in Medizin und Gesellschaft
Die Auftrennung des Geschlechterbegriffes in die Kategorien „sex“ und „gender“ ermöglicht eine Unterscheidung einerseits in Geschlecht als biologisches Geschehen und andererseits in Geschlecht als Ergebnis kultureller, historischer und sozialer Prozesse. Der Begriff „gender“ bezeichnet die sozialen, psychologischen und kulturellen Dimensionen des Geschlechts (wie Normen und Werte, Eigenschaften, Verhalten, soziale Rollen und Beziehungen), während mit „sex“ biologische (im Bereich der Anatomie, der Genetik, der Immunologie oder der Physiologie gelegene) Dimensionen umfasst werden. Diese Unterscheidung ermöglicht auch im Gesundheitsbereich ein Sichtbarmachen der nichtbiologischen Dimensionen von Geschlecht. Dazu gehören Lebens- und Arbeitsbedingungen, Einstellungen und Verhaltensweisen von Frauen und Männern sowie deren unterschiedlicher Zugang zu Gesundheitsversorgung.
Geschlechtervorstellungen, die eine Funktion für die Identitätsbildung und die soziale Interaktion haben und dadurch die Gesundheit beeinflussen, sind im Gesundheits- und Hilfesucheverhalten wirksam (Kolip, 1999).
In der Vergangenheit wurden Frauen von den meist männlichen Ärzten anders als männliche Patienten eingeschätzt. Frauen, so lautete das Credo des 18. und 19. Jahrhunderts, sind schwächlich, kränklich und zyklusbedingt labil. In gesellschaftlichem Zusammenhang betrachtet ist das als Versuch, die herkömmliche Ordnung der Geschlechter trotz Aufklärung und politischer Neuerungen aufrecht zu erhalten, zu werten. Frauen wurden ihrem Körper entfremdet und an rein männliche Autorität in Gesundheitsfragen gewöhnt.
Dass bis vor ca. 40 Jahren selbst die biologischen Unterschiede in der Tradition des in der Medizin vorherrschenden Eingeschlechtermodells (der Mann als Norm, die Frau als Abweichung bzw. Ausnahme) bei nicht primär geschlechtsspezifischen Gesundheitsbelangen vernachlässigt wurden, löste eine Kritik aus, die erst, nachdem sie in den USA geführt wurde, auch im europäischen Raum Platz fand.
Die Medizin ist immer noch ein von Männern dominierter Fachbereich, Gender Studies hingegen werden von Frauen dominiert; diese Tatsache erschwerte es den Gender Studies, Eingang in die Medizin zu nehmen.
Die Dimension Geschlecht schlägt sich sowohl in der Forschungs- als auch der Betreuungspraxis nieder, worauf weiter unten noch eingegangen wird.
Gesundheitszustand von Frauen und Männern
Als Ausgangspunkt für die folgenden Betrachtungen gilt das bio-psycho-soziale Gesundheitsverständnis. Das bedeutet, das Verhalten in Krankheit und Gesundheit ist nicht nur durch biologische Veränderungen verursacht, sondern immer auch durch die Gedanken und Gefühle, die Bedeutung, die der einzelne Mensch und seine Umgebung der Gesundheit, der Krankheit, der Behandlung, dem Arzt/der Ärztin etc. entgegen bringt. Die WHO (1997) spricht von mehreren Dimensionen von Gesundheit und Wohlbefinden und unterstreicht dabei in der Umschreibung von Gesundheit die subjektive Definition.
Der biologische Befund kann daher nie zur Gänze das Befinden erklären. Das hohe ihm zugeschriebene Bedeutung im Denken der Medizin prägt jedoch das, was sich Einzelne unter Gesundheit und Krankheit vorstellen, mit. Ebenso nehmen diese Vorstellungen je nach sozialer Zugehörigkeit (Geschlechts-, Klassen-, kulturelle oder religiöse Zugehörigkeit) unterschiedliche Formen an. Diese subjektiven Theorien gesundheitlichen Wohlbefindens sind nach Gawatz (1993, zitiert nach Freidl et al, 2001) ein Schlüssel zum Verständnis von Verhaltensweisen, die für die Gesundheit als förderlich oder riskant im Sinne der potentiellen Verursachung von Krankheiten gelten.
Wie sieht das gesundheitsrelevante Verhalten von Frauen und Männern aus?
Bereits vor 2 Jahren lagen in österreichischen Arztpraxen Broschüren auf, deren Inhalte Männern eine Art „Anleitung zum Gesundbleiben“ geben sollten, d.h. unter anderem, besser auf ihre Gesundheit zu achten und das Vorsorgeangebot vermehrt in Anspruch zu nehmen. Schon der 1. Wiener Männergesundheitsbericht (1999) zeigte erschütternde Ergebnisse: Männer sterben demnach im Schnitt 6 Jahre früher als Frauen. Ursache dafür sind zum einen in ihrer genetischen Disposition und in Krankheiten (Herz- Kreislauferkrankungen, Lungen- und Dickdarmkrebs..), für die Männer anfälliger sind als Frauen und zum anderen in einem ungesunden Lebensstil (Alkohol- und Zigarettenkonsum) und einem höheren Risikoverhalten (Auto-, Sportunfälle) zu finden. In einer Presseinformation der “International Society for Men’s Health & Gender“ (2003) werden Männer als „unvernünftige Grenzgänger in Sachen Gesundheit“ beschrieben.
Einige andere Fakten, die Indikatoren zum Gesundheitsverhalten bilden (Freidl et al, 2001):
- Frauen achten unabhängig von Bildung oder beruflicher Position mehr auf die eigene Gesundheit als Männer. Sie tun häufiger etwas, um gesund zu bleiben.
- Gleichzeitig ist körperliche Aktivität jedoch bildungsunabhängig eine Domäne der Männer. Bei Frauen steigt die Häufigkeit körperlicher Bewegung mit zunehmender Bildung.
- Frauen halten häufiger Diät als Männer; Männer sind im Gesamten häufiger übergewichtig als Frauen.
Wie beschreiben Frauen und Männern ihre gesundheitliche Lage?
Die folgenden Daten stammen ebenfalls aus dem Wiener Gesundheitsbericht (Freidl, et al., 2001), wo Personen selbst über ihren Gesundheitszustand befragt wurden. Möglicherweise bestehen zwischen diesen Angaben und statistischen Daten, die aus ärztlicher Sicht erhoben wurden, Unterschiede.
- In der subjektiven Einschätzung des gegenwärtigen Gesundheitszustandes liegen die Männer im Mittel über den Frauen. Die gesundheitliche Benachteiligung trifft vor allem die unteren Ausbildung-, Einkommens- und beruflichen Positionen.
- Frauen berichten in allen Altersgruppen über mehr gesundheitliche Beschwerden als Männer. Frauen leiden besonders oft unter Kopfschmerzen, die sich mit dem Alter jedoch verringern. Depressive Verstimmungen, psychosomatische Beschwerden und Schlafstörungen nehmen ebenso wie alle anderen Beschwerden mit zunehmendem Einkommen besonders bei Frauen ab.
- Männer leiden unter mehr chronischen Erkrankungen als Frauen. Im Unterschied zu den Frauen sinkt bei ihnen die Anzahl chronischer Erkrankungen nicht mit zunehmender Bildung, Einkommen und beruflicher Position.
Im Bereich psychosomatischer Beschwerden in Zusammenhang mit Medikamentengebrauch wird die Notwendigkeit geschlechtssensibler Betreuung besonders deutlich. Bei Beschwerden wird in den meisten Fällen unabhängig vom Geschlecht zuerst der Hausarzt bzw. die Hausärztin aufgesucht, wobei Frauen insgesamt mehr Medikamente verschrieben bekommen. Sie leiden gleichzeitig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr etwa doppelt so häufig an Nebenwirkungen als Männer. Der Gruppe der 50-60jährigen Frauen werden die meisten Medikamente verschrieben, gleichzeitig neigt diese Gruppe am häufigsten zum Medikamentenmissbrauch. Im Rahmen der Ursachenforschung wird deutlich, dass die traditionelle Rolle der verheirateten Frau als emotionale Stütze der Familie, die keine eigenen Ansprüche stellt, extrem belastend wirkt. Die auftretenden psychosomatischen Beschwerden werden oft nicht erkannt und medikamentös behandelt, was in der belastenden psychischen Situation zu Missbrauch führen kann. Ein solches, nach außen hin intaktes Frau-Sein wird besonders von traditionellen ÄrztInnen eher gefördert als hinterfragt.
Haben Frauen und Männer unterschiedliche gesundheitsbezogene Wünsche?
Frauen und Männer drücken in ihrem gesundheitsbezogenem Verhalten und in ihrer Selbsteinschätzung des eigenen Gesundheitszustandes global gesehen jeweils geschlechtsspezifische Prioritäten und Zugänge aus. Die individuellen Wünsche korrespondieren mit Verhalten und Einschätzung.
- Im Bereich der Gynäkologie, der Frauen in ihren intimsten Körperbereichen betrifft, wird deutlich, dass Frauen sich mehr (Frauen-) Ärztinnen wünschen. Offen bleibt allerdings, ob dieser Wunsch auf andere Fachrichtungen 1:1 übertragbar ist.
- Das Bedürfnis nach gesundheitsbezogener Information ist bei Frauen wesentlich stärker ausgeprägt. Die Unterschiede zwischen den beruflichen Positionen sind bei Frauen dabei nicht so groß wie bei Männern.
- Komplementärmedizinische Behandlungen werden von Frauen häufiger als von Männern in Anspruch genommen. Frauen wünschen im Allgemeinen mehr Homöopathie in der Medizin.
Erklärungsmodelle
Aus dem bisher angeführten Material lässt sich erkennen, dass Frauen und Männer mit dem Körper und der Gesundheit insgesamt betrachtet unterschiedlich umgehen. Das kann aus einem jeweils individuellen Zusammenspiel folgender Faktoren resultieren:
Geschlechtsspezifische Sozialisation
Mädchen erleben sich ab dem Zeitpunkt des Eintritts in die Pubertät als vulnerabel; bei hormonellen Veränderungen wird im Allgemeinen schneller als bei männlichen Jugendlichen ein Behandlungsbedarf gesehen. Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen und Fragen zur Kontrazeption führen Frauen ebenso wie Schwangerschaft und Geburt viel öfter und früher zum Arzt oder zur Ärztin; z. B. beginnen präventive Untersuchungen wie Cervixabstriche deutlich früher als die Prostatavorsorge beim Mann. Dieser Gesundheitsbereich sozialisiert Frauen stärker mit dem Gesundheitswesen und ist ein wichtiger Erfahrungsbereich bezüglich des eigenen Körpers und der eigenen Gesundheit.
Mann-werden deckt sich in unserer Gesellschaft mit der Maxime „groß, stark, mächtig“ zu sein. Die Folge ist ein entbehrungsreicher Sozialisationsprozess, der viel Disziplin und Verzicht verlangt, um jene Verhaltensweisen zu erlernen, die der Männerrolle zugeschrieben werden. Dies beinhaltet eine Art des Umganges mit Schwäche und Angst – auch in Bezug auf Krankheiten -, die sich wesentlich von der von Frauen unterscheidet.
Ein Zusammenhang mit einer instrumentellen Beziehung (s.u.) zum Körper zeigt sich auch darin, dass Männer sich lieber in der Apotheke als Kunde sehen als in der Arztpraxis als Patient.
Biologische Unterschiede
Unzweifelhaft kommt es zu gehäuftem Auftreten bestimmter Erkrankungen in Abhängigkeit vom jeweiligen Geschlecht der oder des Betroffenen. Und ebenso sicher wissen wir, dass Frauen und Männer sich in vielfältigen körperlichen Merkmalen unterscheiden (z.B. Hormone, Stoffwechsel, Enzymaktivität, Körperfett, PH-Wert). Hier an einen Zusammenhang zu denken, erscheint also logisch.
Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern können jedoch nur in sehr eingeschränktem Ausmaß für das unterschiedliche gesundheitsrelevante Verhalten sowie für geschlechtstypische Wünsche und Selbsteinschätzungen verantwortlich gemacht werden. Möglicherweise kann diesbezüglich ein Zusammenhang mit geschlechtsspezifischen Strukturen im Gehirn hergestellt werden, wobei auch hier – wie die Säuglingsforschung bestätigt – (Sozialisations-) Erfahrungen die Bildung von neuronalen Vernetzungen beeinflussen.
Zusammenhänge mit den aktuellen Lebensverhältnissen
Ob eine Person eine reflexive Beziehung zur Gesundheit (im ständigen Dialog mit dem Körper stehen; mit der Möglichkeit einer Erkrankung rechnen) oder eher eine instrumentelle Beziehung zum Körper (Körper wird erst beachtet, wenn er seinen Dienst versagt; Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit, Krankheit als Zwischenfall) unterhält, hängt nach Boltanski (1968, zitiert nach Freidl et al, 2001) unmittelbar mit dem Geschlecht zusammen. Über alle sozialen Schichten hinweg tendieren Frauen im Vergleich zu Männern aus derselben Schicht eher zur Entwicklung einer reflexiven Körperbeziehung.
Soziale Gruppenzugehörigkeit und individuelle (psychische) Lebenserfahrungen beeinflussen wie oben angegeben auch Gesundheitsverhalten, gesundheitliche Lage und gesundheitsbezogene Wünsche (Freidl et al, 2001).
- Bezüglich der sozialen Ressourcen und Belastungen sticht vor allem eine deutliche Benachteiligung von Frauen bezüglich Einkommen und beruflicher Position ins Auge.
- Im Bereich der individuellen Ressourcen und Belastungen geben Männer häufiger an, in der Kindheit körperliche Gewalt erfahren zu haben. Hinsichtlich des Ausmaßes von Gewalt Frauen und Männern im Erwachsenenalter wird deutlich, dass Frauen um ein Vielfaches häufiger von physischer, sexueller und psychischer Gewalt betroffen sind als Männer. Jegliche Form von Gewalt bringt unmittelbare und zumeist auch lang anhaltende somatische, psychische und soziale Folgen mit sich. Insofern stellt Gewalt an Frauen eine Gefährdung und Beeinträchtigung ihrer allgemeinen Gesundheit dar. Frauen leiden infolge körperlicher Misshandlungen besonders häufig an Magen-, Darm- und Herzbeschwerden, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, chronischen Ängsten und Depressionen. Auch Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Neigung zum Suizid zählen zu den Auswirkungen solcher Gewalterfahrungen (Hendricks-Matthews, 1993, zitiert nach Wimmer-Puchinger, 1995). Neben den bereits angeführten Beeinträchtigungen treten bei Erleben sexueller Gewalt häufig zusätzlich Aversion vor Intimität und Sexualität, Angst vor weiteren Übergriffen sowie gynäkologische Beschwerden auf.
Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und PatientIn
Hartnäckige Reste des Mythos vom Mann als Maß alles Menschlichen führen auch heute zu Fehleinschätzungen in der Diagnostik und Behandlung von Frauen. Die bekanntesten Studien (beispielsweise Hochleitner, 1997, 2000) dazu sind für den Bereich der Herz- und Kreislauferkrankungen erschienen. Dabei zeigt sich, dass mehr Frauen als Männer mit Herzbeschwerden medizinische Hilfe suchen, allerdings auch mehr wieder nach Hause geschickt werden. Die Intensivstation ist vorrangig Männern vorbehalten. Frauen müssen längere Wege zurücklegen, um eine Koronarangiographie zu erhalten; zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich meist in einem fortgeschrittenerem Stadium der Erkrankung als die untersuchten Männer. Auch vom Ausbau der Herzkatheterkapazitäten haben vor allem Männer profitiert: im Zeitraum 1995 bis 2000 hat die weibliche Herzmortalität um 9,5% zugenommen, die der Männer um 9,5% abgenommen.
In diesem Kontext ist von Bedeutung, dass Frauen und Männer auch bei „geschlechtsneutralen“ Erkrankungen (z. B. Depression) unterschiedliche Symptome beschreiben können. Zusätzlich schildern Frauen und Männer gleiche Symptome unterschiedlich, wobei dies auch durch Ärzte und Ärztinnen provoziert wird. So wird die Symptomschilderung bei Frauen ganzheitlicher ausfallen, bei Männern wird hingegen sofort Diagnostik betrieben, sie werden medizinisch-psychologisch allein gelassen.
Auch im Bereich der pharmazeutischen Studien sind weibliche Testpersonen unterrepräsentiert. Männer sind keinen zyklusbedingten Hormonschwankungen ausgesetzt, können nicht schwanger werden. Sie helfen als „stabilere“ Klientel, Zeit und Geld zu sparen.
In den Bereichen der Gynäkologie und der Urologie als Fachrichtungen, die sehr eng mit Geschlecht verbunden sind, wird der Einfluss des Geschlechts des Patienten bzw. der Patientin sowie des Geschlechts des Arztes oder der Ärztin in der Interaktion besonders deutlich. Ärztinnen engagieren sich mehr in der Präventivmedizin, involvieren sich mehr und geben mehr Informationen weiter (Bertakis et al., 1995 & Lurie et al., 1993, zitiert nach Schuchter & Krumpl-Ströher, 2002). Ironischer Weise ist das Fachgebiet der Gynäkologie eine Domäne der Männer, wobei viele Frauen Gynäkologinnen als sensitiver und verständnisvoller empfinden. Manche Frauen haben Schwierigkeiten, ihre Genitalien einem fremden Mann zu zeigen. Gleichzeitig zeigt sich eine Scheu männlicher Gynäkologen, die Patientinnen zum Thema Sexualität zu befragen. Daraus resultiert ein Wissensdefizit, das von den Patientinnen nicht aktiv verringert wird. Durch die Männerdominanz im Bereich der Gynäkologie wird das Sexualverhalten der Frau auf rein männlich-verständlichen Grundlagen aufgebaut. Meist entspricht das nicht den tatsächlichen Wünschen der Frauen und das Unverständnis zwischen den Geschlechtern wird vergrößert. Historisch sind es Aussagen von Männern, die das weibliche Sexualverhalten beeinflussen, beispielsweise Sigmund Freud, der den Mythos vom reifen, vaginalen Orgasmus geprägt hat, der heute noch viele Frauen als unreif erscheinen lässt. Traditioneller Weise gilt weibliches Lustempfinden nicht als wichtige Voraussetzung für Lebensqualität und wird daher von vielen Ärzten nicht ernst genommen.
Zukunftsvisionen
Von einer Medizin, die das Geschlecht der Patientinnen und Patienten beachtet, können wir nur profitieren. Sensibilität in diesem Bereich bedeutet zum einen, dass Frauen wie Männer rascher und zielgerichteter eine geeignete Behandlung bekommen, zum anderen allerdings auch die Möglichkeit, bei Patientinnen und Patienten eine Veränderung ihres Körperbewusstseins zu erwirken.
Erkenntnisse über den Einfluss von Geschlechtlichkeit sind allerdings nicht allgemein und für immer gültig: das Geschlechterverständnis wandelt sich ebenso wie die Bedeutung von Geschlecht und das Geschlechterverhältnis, das Wissen darüber muss also immer wieder neu überprüft und erworben werden.
Primärliteratur:
Citkovics, M. & Urbas, E. (2004). Psychische Gesundheit in Wien – subjektives Empfinden und psychosoziale Faktoren. Wien: Magistrat der Stadt Wien, Bereichsleitung Gesundheitsplanung und Finanzmanagement
Freidl, W., Stronegger, W.-J. & Neuhold, C. (2001). Gesundheit in Wien. Wiener Gesundheits- und Sozialsurvey. Wien: Magistrat der Stadt Wien, Bereichsleitung Gesundheitsplanung und Finanzmanagement.
Kolip, P. (1999). Riskierte Körper: Geschlechtsspezifische somatische Kultur im Jugendalter. In: Dausien, B. u.a. (Hrsg.). Erkenntnisprojekt Geschlecht. Opladen: Leske & Budrich.
Minker, M. (1998). Was Männern gut tut, kann Frauen wohl nicht schaden. In. Psychologie Heute Compact, 1998, Heft 2. Weinheim: Beltz.
Schmeiser-Rieder, A. et al. (1999). 1. Wiener Männergesundheitsbericht. Wien:Stadt Wien.
Schuchter, K. & Krumpl-Ströher, M. (2002). Geschlechtsspezifische Medizin. Männer in der Gynäkologie – Frauen in der Urologie. In: ÖKZ, 12, 39-40.
WHO (1997). Health Promotion Glossary. Geneva.
Wimmer-Puchinger, B. (Hrsg.). (1995). 1. Wiener Frauengesundheitsbericht. Kurzfassung. Wien: Magistrat der Stadt Wien MA 57, Frauenförderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten.
Sekundärliteratur:
Bertakis, K.D., Helms, L.J., Callahan, E.J., Azari, R. & Robbins, J.A. (1995). The Influence of Gender on Physician Practice Style. In: Med Care, 33(4), 407-416.
Boltanski, L. (1968). La decouverte de la maladie. Paris: Centre de sociologie de l’enseignement de la culture. Maison des sciences de l’homme.
Gawatz, R. & Novak, P. (1993). Soziale Konstruktion von Gesundheit. Ulm: Universitätsverlag.
Hendrick-Matthews, M.K. (1993). Survivors of Abuse. Health Care Issues. In: Primary Care, 20(2), 391-406.
Hochleitner, M. (1997). Frauen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen 1995. Eine Untersuchung der Geschlechtsunterschiede an der Universitätsklinik Innsbruck. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst.
Hochleitner, M. (2000). Frauen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen 2000. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Verkehr und Kunst.
International Society for Men’s Health (2003). 3rd World Congress, Oct. 24-26. Wien.
Lurie, N., Slater, J., McGovern, P. et al. (1993). Preventive Care for Women: Does the Sex of the Physician matter? In: New English J. Med, 20, 478-481.
Verfasserinnen:
Mag.ª Verena Weißenböck
Klinische und Gesundheitspsychologin
Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision
Praxis in Wien
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Dr. Claudia Scheibenreif
Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin
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